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Der Weg des San Francesco

Eng gesehen existiert kein Weg Franziskus‘, zumindest nicht so wie man vom Weg von Santiago und vom Weg der Jakobspilger spricht, beides Pilgerwege, die von einer tausendjährigen Tradition gesegnet, von einer umfassenden Reiseliteratur bestätigt und von der Gegenwart historischer und künstlerischer Spuren gekennzeichnet sind, verbunden mit dem Strom all der Reisenden, die je zu den grossen Zielen der Christenheit reisten. Nichts davon ist auf den Wegen nach Assisi zu finden, mit Ausnahme einiger einzelner Strecken, die mit antiken Verkehrswegen verbunden sind.

Was ist demnach Franziskus‘ Weg? Es ist ein Wanderweg, der einige „Orte“ miteinander verbindet, die vom Leben und von der Predigt des Heiligen von Assisi zeugen: ein „neuer“ Pilgerweg, der die franziskanische Erfahrung dort vorschlagen will, wo der Arme während seiner Wanderungen gelaufen ist. Gerade in der Geschichte von Franziskus findet der Weg seine Plausibilität und Attraktion: die Landschaften, auf die das Auge des Pilgers fällt, sind dieselben, die das einfache Herz Franziskus‘ so erfreut haben; die Orte konservieren die Erinnerung an seine Worte und an seine Gesten; die Leute, die man entlang des Weges trifft, sind mit ihm verwandt. Umbrien ist trotz allem die Erde Franziskus‘ geblieben, mit einer Spiritualität gespeist, die von der Liebe zu Kleinigkeiten spricht, von Respekt und Dank für das Geschaffene, von grosszügiger Akzeptanz des Anderen, wer er auch sei.

Die Wege Franziskus‘ entlangzugehen, stellt einen authentischen Geistesweg dar, der den Wünschen der Menschheit entspricht, auch des heutigen Menschen, in den eigenen Tiefen den Sinn der jeweiligen Existenz zu finden. Die Figur Franziskus‘, die in Assisi riesengross aufragt und Ziel des Weges ist, begleitet auf allen Strecken und spricht zum Geist und zum Herz der Reisenden von der Möglichkeit, ein tägliches Leben voller Harmonie mit der Welt, mit den Menschen und mit Gott zu leben. Eine wertvolle Lebenskunst ist die echteste Frucht des Weges nach Assisi: ein Geschenk, das Franziskus‘ Umbrien dem Pilger macht, sowie auch allen anderen, die mit offener Seele kommen.

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Der nördliche Weg

Ausgangspunkt ist die Wallfahrtskirche La Verna, die sich am südlichen Rand des Nationalparks in den Wäldern “Foreste Cansentinesi” befindet, eines der grössten und weitesten Waldgebiete Europas: wundervoller natürlicher Rahmen reich an Flora und Fauna, darunter Wölfe, Wildschweine, Rehe, Damhirsche, Hirsche und Mufflonschafe. Der dem hl. Franziskus so liebe Berg besteht hauptsächlich aus Sandfelsen und stellt das Gerüst der Region dar. Er ist von einem selten schönen monumentalen Wald umgeben, der bereits seit Zeiten des Heiligen unter Schutz steht.

Vom Casentino aus geht man zur Bergkette der “Mondalpen” über (regionales Naturschutzgebiet), ein weites Waldgebiet das in seinen höchsten Punkten von Buchenwäldern geprägt ist, während man unten weite Wiesen und Zirneichen- und Schwarzbuchenwälder vorfindet. Die wenigen menschlichen Ansiedlungen und die Abwesenheit von Verkehrswegen trugen dazu bei, dieses Gebiet in seinem fast wilden Zustand zu bewahren, ideales Habitat für die typische Fauna der Apenninwälder: Wildschweine, Rehe, Eichhörnchen, Damhirsche, Stachelschweine, Dachse, Wölfe, Hasen, verschiedene Spechtarten, Greifvögel wie Bussarde, Habichte und Falken. Auch Steinadler sind anwesend.

Der Weg führt dann weiter in das hohe Tal des Tiberflusses (Tevere), historisch wichtiges Territorium wegen der Straβe “Via Romea” und der mit ihr verbundenen Streitigkeiten. Die Konzentration von Monumenten und Meisterwerken der Kunst verlieh ihm den Namen “Valle Museo – Museumstal”. Der Tiber breitet sich seinen Weg südlich von Città di Castello in einem weiten Flachgelände, das zirka 50 km weiter vorne beim Zusammenlauf mit dem Fluss Nestore in der Nähe von Marsciano aufhört. Der Fluss wird immer breiter, an beiden Ufern wachsen natürliche Mauern aus Pappelbäumen hoch; die Gewässer versorgen die weitläufigen Tabakfelder. Es gibt auch Zirn- und Flaumeichenwälder und Feuchtzonen mit Weidenbäumen. Die Hügel des Tals sind von Mischwäldern, Viehweiden und Sträuchern, vorallem Wacholder geprägt. Was die Fauna betrifft, gibt es Rehe, Braunhasen, Habichte; Wölfe gibt es in den höheren Waldgebieten, wo er Wildschweine und Rehe als Beute findet.

Bevor man Assisi erreicht, durchquert man noch das Eugubinergebiet: ein Berggebiet, reich an natürlichen Schönheiten und Kunstschätzen, seit vorrömischer Zeit mit Verkehrswegen zum adriatischen Meer durchquert. Das weite Tal von Gubbio, östlich von den Kalkbergen und westlich von sanfteren Hügeln abgegrenzt, weist Strassen und Gräben als Zeugnisse römischer Gebietsaufteilung auf. Das Gebiet in Richtung Valfabbrica, das bald nach Assisi abfällt, besteht aus Hügeln mit Eichen, Zirneichen und Hornbuchen die von Strauchgewächsen, Feldern und Viehweiden abgelöst sind.

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Der südliche Weg

Man beginnt die Wanderung im hl. Tal von Rieti, eine fast runde Ebene, durchquert vom Fluss Velino und umgeben von Bergen und Hügeln. Das Tal entsteht aus einer römischen Urbarmachung des Velino-Sees (271 v.Chr.): von der antiken Feuchtzone sind nur die Seen Lungo und Ripasottile geblieben, auf denen man Reiher und Stockenten findet. Das Gebiet ist, heute wie damals, dichtbebautes Ackerland, vorallem Getreide; die Höhen beherbergen jahrhundertealte Wälder mit Eichen, Buchen, Kastanienbäumen, u.a. und noch weiter oben Fichten, Lärchen und Nadelbäume. Das Tal wird als “heilig” bezeichnet, weil es viele Klöster beherbergte und seit dem XIII. Jh. „Orte“ der Minderorden: in der Tat zählt man bis 23 Franziskanerklöster .

Der Wanderweg geht in das Nera-Tal (Valnerina) weiter, das dem Lauf des Nera zwischen Visso und Narni folgt: im Norden ist es von den Sibillini-Bergen und von der Hochebene von Norcia begrenzt. In den Jahrhunderten war es ein wichtiger Weg für die Transhumanz und den Handel, “direkte” Variante der Via Lauretana von und nach Rom. Der untere Teil des Tals, oft ziemlich eng, beherbergt Ackerland und Viehweiden; entlang dem Fluss wächst ein Dickicht an Silberweiden und Schwarzerlen. Die umliegenden Höhen sind mit Steineichen, Koniferen und Schwarzerlen bewachsen. Unter der Fauna stechen einige seltene Vögel hervor, wie der Wanderfalke, der Schlangenadler, die Zwergohreule, die Felsenschwalbe und die Wasseramsel. Das gesamte Gebiet, in dem man Burgen und Klöster findet, gehört zum regionalen Nera-Flusspark und ist deshalb geschützt.

Der mittlere Teil des Weges verläuft im Tal von Spoleto (auch Valle Umbra), das Franziskus so liebte: ”Nihil iucundius vidit mea valle spoletana”. Viele Abteien, Kirchen und Klöster zeugen vom spirituellen Reiz dieses Gebietes, in dem sich historische Zentren befinden, die reich an Kunst und Geschichte sind. Die Landschaft des unteren Tals, dicht angebaut, ist seit der Antike von der Hand des Menschen modelliert, der seine Gewässer kanalisiert und es urbar gemacht hat. Die mittleren-unteren Erhöhungen sind von Olivenwäldern gekennzeichnet, die dort dank der Sonnenlage des östlichen Berghangs gut gedeihen. Weiter oben findet man Laubwälder, darunter die wichtige Präsenz von Aleppo-Koniferen. Zu diesen Wäldern gehört auch der heilige Wald von Monteluco, der zum Sitz von gemeinschaftlichem Interesse deklariert worden ist.

Und durch das Gebiet von Foligno und vom Subasio-Berg ziehend (auch ein Naturschutzgebiet), kommt man endlich nach Assisi. Die Strecke am Fuss des Berges und die ebene Strecke von Foligno beherbergt historische Zentren von grossem Interesse, sowie religiöse Bauwerke aus jeder Epoche. Die Höhen sind von Wäldern bedeckt, während sich darunter die Olivenwälder befinden. Die Ebene unten, die reich an Quellen ist (wie soll man die berühmte Quelle des Clitumno vergessen, die von Virgilio und Carducci besungen wurde?), ist stark anthropologiert. Der Subasio-Berg steht einzeln da und sein Rückgrat ist von einer weiten grasigen Oberfläche geprägt, von seinem Ahorn- Buche- und Steineichenwald ( und Koniferen dank der Einforstung im 19. Jh.) im oberen Streifen, und von der dicht mit Olivenbäumen bebauten Zone. Vorallem die Waldzonen sind dicht von freilebenden Tieren besiedelt, wie Wildkatzen, Waldkauzen und Uhus.

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